Eine Werkstatt en miniature

Echte Arbeitsstimmung im Diorama

Wie es eben manchmal so kommt. Da kam ich Mitte 2006 auf die Idee, meinem Bahnbetriebswerk ein wenig Einrichtung zu verpassen und machte mir zunächst einmal einige Gedanken, welche Einrichtungsgegenstände sich überhaupt in der Größe noch sinnvoll gestalten lassen.

Schließlich stellte sich heraus, dass eine Werkbank sich möglichst realistisch in H0 nachbilden ließe. Natürlich ist dies eine ziemliche Fummelei, insbesondere, wenn sie aus den originären Materialien nachgebaut werden soll.

Von der Werkbank ausgehend, versuchte ich mich nun an Arbeitsböcken, die in die Umgebung einer solchen Werksatmosphäre natürlich ideal passen würden. Da diese Kleinteile vorerst aber Gefahr liefen in den noch unfertigen Teilen meiner Anlage zu verschwinden, habe ich zu Präsentationszwecken das kleine Werkstattdiorama entworfen.

Werktische und -bänke

Eine der frühen Überlieferungen des Wortes „Werktisch“ stammt aus dem 18.Jahrhundert. Im angelsächsischen Raum wurden „work tables“ bzw. „work benches“ ursprünglich zunächst für die Näherinnen angefertigt, um wie es auch noch heute üblich ist, eine höhere Präzision für die handwerklichen Tätigkeiten zu erreichen.

Werktische bzw. -bänke haben heute typischerweise Maße von wenigstens 75-200cm Breite, 70cm Tiefe und eine Arbeitshöhe von guten 80cm. An ihrer klassischen Erscheinungsform mit einer rechteckigen Arbeitsplatte und vier Standbeinen hat sich seit den Urzeiten nichts wesentliches verändert.

Zwischen dem Beginn der Arbeit an den ersten Gegenständen für die Werkstatt und einem Zustand, den man als „fertig“ bezeichnen könnte, lag fast ein ganzes Jahr. Das komplett im Eigenbau entstandene Werkstattdiorama sah nach einer authentischen Farbgebung inklusive der typischen Verschmutzungen, Verwaschungen und Abnutzungserscheinungen und den großen Wasserflecken an den Wänden mit der eingestellten Ausstattung schon ganz brauchbar aus. Allerdings fehlte noch die werkstatttypische Beleuchtung. Dazu wurden entsprechende Hängelampen entworfen, die es so im Handel genauso wenig gibt, wie die Werkbänke und Arbeitsböcke. Weil dies allein aber noch nicht ein wirklich stimmiges Bild abgibt, habe ich mich entschlossen, zudem die Werkbank dahingehend zu modifizieren, dass „auf ihr“ nun geschweißt wird. Dank einer entsprechenden Elektronik kann mithilfe der weißblauen LEDs nicht nur auf der Werkbank links, sondern auch an einem Werkstück, welches auf den zwei Böcken rechts im Bild ruht, vorbildgetreu Lichtbogen geschweißt werden.

Von der Evolution einer Miniaturwerkbank

Nach dem allerersten Prototypen einer Werkbank in der Nenngröße H0, habe ich eine ganze Reihe von Modifikationen und anderen Größen ausprobiert.

Maßstäbe und Nenngrößen

Für den Modelleisenbahnbau gibt es einige festgelegte Nenngrößen, denen ein Maßstab entspricht, daher folgende Auflistung der gängigen Größen von groß nach klein:

Nenngröße  Maßstab
II 1:22,5
I 1:32
0 / 0m 1:48 für Normal- und Meterspur
0n3 1:45 für 3-Fuß-Spur
0e / 0f 1:43,5 für Schmalspur- und Feldbahnen; der in Europa gebräuchlichste Maßstab der Nenngröße 0
H0 1:87
TT 1:120
N 1:160
Z 1:220
T 1:450

Es gibt die Werkbank unterdessen in beinahe allen Größen. Die ersten drei Bilder der linken Spalte in der Galerie zeigen das fertige Modell in H0. Für die Epoche IIIc bzw. IV, in der meine Anlage spielt, wurde bei der DR einheitlich dieses verwaschene blaugrau/mittelgrau mit dem Grünstich verwendet. In noch früheren Epochen wurde meist ein dunkler Grauton verwendet. Die Arbeitsplatte, die im Original gerne einmal massive 7cm Dicke aufweist, wurde für das H0-Modell aus 0,8mm dicken Sperrholzplättchen gefertigt und anschließend mit Brauntönen gebeizt. Ein wenig schwarze Farbe erzeugt dabei die typischen Gebrauchsspuren.

Das Rahmengestell wurde aus Messingwinkelprofil hergestellt, welches dann zusammengelötet wurde. Für die Querverstrebungen habe ich dünnen Draht verwendet. Wie die oberen Bilder in der rechten Spalte zeigen, sind auch Varianten mit geschlossenem Unterbau möglich. In diesem Fall wurden zwei kleine Holzschränkchen in den Rahmen gesetzt. Aus den gleichen Materialien entstehen ebenso die filigranen Arbeitsböcke, die auf den unteren Bildern rechts zu sehen sind. Für die weitere Ausstattung dieser Werkstattmöbel empfiehlt sich das Werkzeug Kit 18356 von Preiser aus der Serie military. Einige weitere Gegenstände wie Gasflaschen, Radträgerplatten und weiteres, sowie einige Gestaltungsvorschläge finden Sie auch unter Zubehör. Um etwas mehr Leben in die Werkstatt zu bringen, habe ich mich im Weiteren um eine ansprechende Beleuchtung gekümmert.

Über die Werkstattbeleuchtung und das Schweißen

Für das Diorama wurde eine Werkbank mit einer blauen LED ausgestattet,

Schweißen

Bereits um 4000 v.Chr. gibt es soetwas wie verschweißte Teile bei den Sumerern, dabei wurde Gold mit Gold verbunden. Seit 2700 v.Chr. wird die Technik der Feuerschweißung in Ägypten verwendet. Auch in Pompeji gab es bereits feuergeschweißte Rohrleitungen. Georg Christoph Lichtenberg, der eher aus der Literatur bekannt ist, war jedoch auch Professor für Physik. Ihm gelang per Zufall das Verschweißen zweier Metalle durch Elektrizität im Jahr 1782. Der Begründer des Lichtbogenschweißens war allerdings der Russe Nikolei Nikoleijewitsch Bernados, der 1881 Metallteile mit einem Lichtbogen zwischen Werkstück und einer Kohleelektrode verbindet. Seit 1887 löste sein Verfahren sukzessive die Niettechnik im Stahlbau ab. Die gebräuchlichste Technik des Lichtbogenschweißens entwickelte jedoch ein anderer Russe, nämlich Nikolai Gawrilowitsch Slawjanow 1890. Bei ihm entsteht der Lichtbogen zwischen dem Werkstück und einer Metallelektrode, wodurch die zusätzliche Kohleelektrode überflüssig wird.

die dann zusammen mit einer entsprechenden Elektronik das grell blitzende Schweißlicht ergibt. Um ein unregelmäßiges Blitzen zu erreichen, wird ein entsprechend programmierter IC-Baustein verwendet. In gleicher Weise wird auch die LED in dem Metallprofil, das auf den zwei Böcken liegt, angesteuert. Durch die geringe Baugröße lassen sich diese Micro-LEDs sehr gut im Tisch, oder in dem Profil „verstecken“. Bei diesen kleinen Bauteilen lassen sich je nach Bedarf verschiedene Größen von LEDs verbauen. In der Deckenlampe wie auch im Bauscheinwerfer sind die derzeit kleinsten LEDs verbaut, nämlich SMDLEDs vom Typ 0603, die gerade mal 1,6mm × 0,8mm × 0,58mm messen. Das Verarbeiten dieser winzigen Elemente erfordert ein ungemein hohes Maß an Geduld und Ruhe.

Die Polung der SMDLEDs ist aufgrund der geringen Größe nicht so deutlich zu erkennen, wie bei den größeren LEDs. Aber auf dem Rückenteil ist hier meist ein Pfeil in Form einer Diode aufgedruckt, wodurch sich die Anode von der Kathode unterscheiden lässt.

Nicht zuletzt spielt die Wahl des Lötzinns und der richtigen Löttemperatur eine bedeutende Rolle. Der oben in der Galerie auf den letzten sechs Bildern zu sehende Bauscheinwerfer, Gleisbauscheinwerfer, Arbeitsscheinwerfer oder Strahler – die genaue Bezeichnung ist wohl eine Frage des Geschmacks – ist augenblicklich noch ein Prototyp, deshalb sind die Bilder hier allesamt noch ziemlich „farblos“. Im letzten Bild steht neben dem Prototypen eine etwas verschlankte Version, da die Standbeine des Stativs mit einem Millimeter Durchmesser auf beinahe 90mm dicke Rohre in der Realität schließen lassen. Zwischenzeitlich erschien mir dies zu massiv. Allerdings scheint beim direkten Vergleich beider Versionen der Verschlankte (mit 0,4mm Draht) kaum mehr ausreichend Stabilität im Realität zu haben, immerhin muss das Stativ auch an den Gleisen stärker befahrener Strecken standhaft bleiben. Überdies werden dazu wohl demnächst auch etwas höhere Gleisbaustrahler gefertigt, denn gegenwärtig sind sie, wie die Bilder zeigen, gerade mal mannshoch.

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